Was für ein Tag: Am Mittwochmorgen wird er um 08.00 Uhr ins HCD-Büro bestellt und bekommt den Marschbefehl. Um 09.00 Uhr sitzt er bereits im Stuhl bei seinem Zahnarzt. Jammern mag Christian Wohlwend trotzdem nicht. «Beim Zahnarzt ist alles sehr gut gelaufen und die Freistellung kam für mich nicht völlig überraschend.» Damit habe er rechnen müssen, nachdem die Gespräche um eine Vertragsverlängerung vom November erst in den Dezember und dann in den Januar verschoben worden seien. «So ist das Geschäft, das geht in Ordnung.»
Der gewesene HCD-Trainer nimmt die Amtsenthebung mit der Gelassenheit, ohne die es in seinem Beruf nicht geht und sagt philosophisch. «Der Mensch plant, das Schicksal lacht.» Was würde er anders machen, wenn er nochmals von vorne anfangen könnte bzw. was bereut er? «Ich würde keine Trinkflasche mehr wegen der Schiris aufs Eis werfen.» Aber sonst sei er mit sich im Reinen.
Und was ist mit der Kritik, er habe manchmal den richtigen Ton nicht getroffen? «In einem Interview mit Patrick Geering (Captain der ZSC Lions – die Red.) nach der Entlassung von Rikard Grönborg habe ich gelesen, der Trainer habe die Spieler nie kritisiert und ungenügende Leistung habe nie Konsequenzen gehabt. Ich habe stets direkt gesagt, was mir nicht passt und das soll nun wiederum auch nicht recht sein? Kritiker sagen, es habe angeblich immer wieder zwischen mir und einzelnen Spielern ein Zerwürfnis gegeben. Es stimmt, ich bin zweimal im Umgang mit einem Spieler sehr emotional geworden.»
Namen nennt er keine. «Einer ist inzwischen nicht mehr beim HCD und der andere hat auf unsere Auseinandersetzung mit dem besten Hockey seiner Karriere bis und mit heute reagiert.»
Er würde das Team wieder gleich führen. Die Mannschaft habe während seiner ganzen Amtszeit alles gegeben und bis zuletzt nie nachgelassen. Tatsächlich hat der HCD in den letzten zwölf Partien unter Christian Wohlwend zehnmal gepunktet und unter anderem die Spitzenteams Servette, Biel, den ZSC und zweimal die Lakers und Meister Zug besiegt. Wahrlich, auf so hohem sportlichen Niveau ist in der höchsten Liga wohl noch nie ein Trainer seines Amtes enthoben worden.
Christian Wohlwend sagt, er habe nie das Gefühl gehabt, dass er die Mannschaft verloren habe: «Auf diese Spieler bin ich stolz.» Es ist die Leistungskultur, die seit jeher zum HCD gehört und die Christian Wohlwend weitergeführt hat. Er übergibt seinen Nachfolgern ein intaktes Team.
Inzwischen hat die nationale Hockeywelt auf seine Entlassung (juristisch korrekt: Freistellung) bereits reagiert. «Ich habe viele aufmunternde Botschaften von Trainern und Spielern bekommen. Das freut mich sehr.»
Bob Hartley habe angerufen und ihn an einen Rat erinnert, den er vor zehn Jahren gegeben hat: «Wenn du mal entlassen wirst, sollten die Spieler nie sagen, du seist zu lieb gewesen.» Frage also an Christian Wohlwend: Haben Sie diesen Rat beherzigt: «Ich war lieb, aber ich habe immer reagiert, wenn ein Spieler seine Leistung nicht gebracht hat.» Nicht jeder finde es halt gut, wenn er bei fehlender Leistung herausgefordert wird und Konsequenzen tragen müsse.
Am Donnerstag wird er sich nun von der Mannschaft verabschieden. Seine Absicht ist es, im Hockeygeschäft zu bleiben. «Wann und wo, ist völlig offen.» Er sei bereit für eine neue Herausforderung.
Ich habe stets direkt gesagt, was mir nicht passt und das soll nun wiederum auch nicht recht sein?
Was nicht gut ist, muss man ansprechen, damit man es ändern kann. Da stimme ich Wolwo zu, aber darum geht es nicht, wenn man den Ton nicht trifft lieber Wolwo, das kann man auch in anständigem Ton kritisieren.
Emotionen sind gut, wenn sie Positiv sind. Wenn nicht, erreicht man das Gegenteil von dem was man will.